Noch mehr Videokonferenzen und Onlinemeetings! Leiden oder Leichtnehmen? Teil 10 der Blogserie: Einflussnehmen auf sich und andere

Lockdown light in Deutschland. Für viele heißt das: noch mehr oder wieder Homeoffice. Und: noch mehr Videokonferenzen. Die Folge: Viele seufzen darüber, dass diese Onlinemeetings einfach nicht aufhören wollen. Vier weitere Wochen, in denen ich den Kollegen in die Wohnzimmer schaue und sie mir?

Dabei bietet die Verlagerung ins Virtuelle auch eine wunderbare Chance. Sehen Sie das ebenso?

Gerne möchte ich eine kleine Umfrage machen: Wie geht es Ihnen mit der täglichen Interaktion per zoom, webex, teams etc.?

  1. Ich sehe es tendenziell als Verschlechterung und finde es anstrengend.
  2. Es hat schlechte, aber auch gute Seiten.
  3. Ich finde es generell wundersam komisch und fühle mich oft bereichert.

Wie Eckhart von Hirschhausen so schön sagt: „Aus dem Weltall betrachtet, waren wir auf der Erde immer schon im Homeoffice.“ Mit einem ebenso liebevollen Lächeln kann man auch auf die ganzen Videokonferenzen schauen. Warum?

Opfer der Biologie

Erstens: Wir lernen durch die Onlinekonferenzen, andere besser zu verstehen. Was meine ich damit? Autisten aus der ganzen Welt schreiben, dass nun in der Lockdown-Zeit endlich auch die „Neurotypicals“ verstehen, wie anstrengend das Leben für sie als Autisten ist.i Denn jetzt spüren auch wir Normalos den kognitiven Overload, dem sie täglich ausgesetzt sind: Wir sehen zu viele Menschen auf einmal – einen ganzen Bildschirm voll, und das auf Nasenhöhe. Wir können wegen fehlender Signale nicht lesen, was diese Menschen gerade denken oder fühlen. Wir finden wegen der leichten Zeitverschiebung oft nicht den richtigen Punkt, uns ins Gespräch einzuklinken und fühlen uns abgehängt. Wir nehmen uns dank des Videos mit all unseren Haar- und Hautproblemen intensivst wahr und verzweifeln, weil wir nicht verstehen, warum Zuhörer genau jetzt den Bildschirm schwarz gestellt haben, wo wir doch etwas Kluges gesagt haben. Sprich: Wir lernen, wie sehr wir doch Opfer unserer Biologie sind, die auf all diese kleinen nonverbalen Signale achtet und ohne sie ziemlich aufgeschmissen ist. Das ist ein wertvoller Wissensgewinn auch für die Zeit nach Corona.

Lassen Sie sich Ihren Humor nicht nehmen

Zweitens: Es gibt so viele schöne, humorvolle Geschichten, die man im Onlinemodus erleben kann. Das kann von abgehörten Hintergrundgesprächen über unkontrolliert auftretende Haustiere oder Kinder bis zu den Folgen technischer Spielereien gehen. Besonders erfreulich finde ich in diesem Zusammenhang die Geschichte einer Chefin, die sich vor einem Onlinegespräch viele Filter runtergeladen hat und sich dann als Kartoffel einwählte – und dies während des ganzen Meetings nicht mehr abstellen konnte. Ganz klar: Onlinekonferenzen machen Ihren Alltag oft einfach ein wenig … lustiger.

Und diese schöne Erfahrung bringt uns zum dritten Punkt: Das Onlineformat sollte uns anspornen, das Ganze als etwas Lockeres und Leichtes zu sehen. Denn die Forschung belegt klar, dass Humor auf mehreren Ebenen wichtig ist. Zum einen ist Lachen körperlich gesund. Schon 20 Minuten Komödie-Schauen reduziert den Stresslevelii, und nach einer Stunde Erheiterung baut der Körper 12 Stunden lang mehr Killerzellen im Immunsystem auf.iii Und da Videokonferenzen doch recht lange dauern, können Sie hier auf einer Ebene gar mehr für Ihre Gesundheit tun als durch Sport!

Führungskräfte mit Witz haben es leichter

Auch zeigt die Forschung, dass Humor wichtig ist, um als Führungskraft geschätzt zu werden. Die Frage ist nur, welcher Humor, gibt es doch mehrere Arten. Und da ist klar nicht der aggressive, sondern der selbstironische Stil der vertrauensbildende. Ein Beispiel gefällig? Begrüßt die Führungskraft einen neuen Mitarbeiter mit den Worten: „Ich freue mich, dass Daniel zu uns gestoßen ist, obwohl er alles über Euch wusste.“ dann wird das nichts! Sagt die Führungskraft dagegen: „Ich freue mich, dass Daniel zu uns gestoßen ist, obwohl er alles über mich wusste“, steht die Führungskraft in den Augen der Mitarbeiter viel besser da. Sie wirkt vertrauenswürdiger und wenn sie diese Art von Humor häufiger einsetzt wird sie auch als effektiver wahrgenommen.iv

So wie George W. Bush sehr sympathisch und für viele auch fähig wirkte, als er bei der Abschlussrede an einer Uni sagte: „Zu denjenigen unter Ihnen, die heute Nachmittag ihren Abschluss mit hohen Ehrungen, Preisen und Auszeichnungen machen, sage ich: ‚Gut gemacht‘. Und zu den C-Studenten möchte ich sagen: ‚Auch Sie können Präsident werden.‘“

Wo finden Sie nun die Inspiration für diese selbstironischen Geschichten? Wahrscheinlich in Ihren täglichen Calls. So wie die Politikerin, die erzählte, wann sie endgültig erkannte, dass sie urlaubsreif war. Das war als sie sich von ihren Online-Gesprächspartnern mit dem Satz verabschiedete: „Hab Dich lieb.“

Fazit

So schlimm ist das mit dem Online gar nicht – wichtig ist sich klarzumachen, dass es anstrengend sein kann, dass unser Gehirn nicht begeistert ist, dass das Ganze aber viele positive Seiten hat, und Sie mit ein wenig Energie sogar das Lustige in der ganzen Situation finden können.

Und was können Sie nun konkret tun? Zum einen die zweite Episode (knappe 18 Minuten – also einen ordentlichen Schwung Killerzellen für Sie) der Serie „Social Distance“ auf Netflix sehen, die nicht nur berührend, sondern auch sehr erheiternd ist. Oder den wunderbaren Kurs (auf Englisch) bei Belina Raffey machen zu Sustainable Stand-Up Comedy – dann sehen Sie ganz anders auf die heutige Zeit.

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i planetnd.market/articles-and-videos/zoom-fatigue-gives-neurotypicals-a-rare-glimpse-into-the-experience-of-autistic-adults

ii 20 minutes watching comedy reduces stress levels – Szabo, A. (2003). The acute effects of humor and exercise on mood and anxiety. Journal of Leisure Research, 35(2), 152.

iii One hour funny video increases antibodies – Berk, L. S., Felten, D. L., Tan, S. A., Bittman, B. B., & Westengard, J. (2001). Modulation of neuroimmune parameters during the eustress of humor-associated mirthful laughter. Alternative therapies in health and medicine, 7(2), 62.

iv Gkorezis, P., & Bellou, V. (2016). The relationship between leader self-deprecating humor and perceived effectiveness. Leadership & Organization Development Journal.