Kreativitätsloch? Was können Sie tun? Teil 9 der Blogserie: Einflussnehmen auf sich und andere

Sie wissen, dass heute eine Aufgabe vor Ihnen oder Ihrem Team liegt, die ordentlich Kreativität fordert. Doch gerade heute fühlen sich alle – Sie eingeschlossen – wie die am wenigsten inspirierten Geschöpfe auf Erden. Ideenreichtum? Fehlanzeige. Liegt die Lösung hierfür im Aufgeben, im Verschieben? Oder darin sich ganz bewusst dafür zu entscheiden, kreativ zu sein?

Frage: Können Sie Kreativität bewusst einschalten? Bei sich? Bei anderen?

Zunächst ein kurzes Quiz: Welches sind die besten Voraussetzungen für Kreativität?

  1. Sie fügen zur anstehenden Aufgabe noch ein paar Beschränkungen hinzu.
  2. Sie sagen sich selbst und anderen, dass die Aufgabe eigentlich überhaupt keine besondere Kreativität erfordert.
  3. Sie stellen sich vor, ein exzentrischer Dichter zu sein.

Na, was haben Sie getippt? Die Antworten 1 und 3 führen in der Tat zu erhöhter Kreativität. Bei Punkt 2 trifft das Gegenteil zu. Warum? Werfen Sie einen Blick auf die folgenden Forschungsergebnisse:

Zu 1: Das Hinzufügen von Komplikationen wie „Der kreative neue Slogan soll nur aus 5 Wörtern bestehen“ führt zu mehr und besseren Ergebnissen als bei Gruppen, die so lange Slogans entwickeln können wie sie mögen.i Es geht um die sogenannte frugale Innovation – je mehr wir unser Gehirn anstrengen müssen, desto kreativer wird es. Heißt, wenn wir Dinge schwieriger machen, werden sie tatsächlich leichter. Ein wunderbares Paradoxon!

Zu 2: Sich selbst zu der Erkenntnis zu zwingen, dass die Aufgabe tatsächlich Kreativität erfordert, führt zu mehr und kreativeren Ideen. Das Etikett: „Ich muss hier kreativ sein“, bewirkt in der Tat reichlich Geistesblitze. Die Aufgabe klein machen und als unkreativ abstempeln führt eben auch zu kleinen und unkreativen Ergebnissen.

Zu 3: Die Übernahme der Rolle eines kreativen Charakters, wie der eines Dichters, erhöht die Originalität der erzeugten Ideen.ii Also können Sie sich auch vorstellen Nikola Tesla zu sein, oder Steve Jobs oder Ihr Innovationschef, oder … – und schon sprudeln die Ideen.

Das Gehirn aus der Reserve locken

Normalerweise denken Menschen eher daran, was aufgrund ihrer Erfahrungen mit sich selbst und anderen in einer bestimmten Situation WAHRSCHEINLICH ist und nicht darüber, was MÖGLICH ist. Das schränkt ein: Denn das „Wahrscheinliche“ ist in fast allen Fällen weniger als das „Mögliche“. Diese Selbstbeschränkung beschneidet dann wiederum Ihren Output. Jede Form von „Prime/Nudge“, die das Denken von dem, was wahrscheinlich ist, auf das, was möglich ist, verlagert, ist hilfreich für die Verbesserung der Leistung. Sehen Sie sich ein paar recht extreme Beispiele an.

Erstes Beispiel: Menschen, die darüber informiert wurden, dass Piloten ein ausgezeichnetes Sehvermögen haben, und dann in einem Experiment als Piloten in einem Simulator agieren, hatten nach dem Experiment eine messbare Verbesserung des Sehvermögens im Vergleich zu Gruppen, bei denen die Augen der Piloten kein Thema gewesen waren.iii

Zweites Beispiel: Ältere Menschen, die eine Woche lang so taten, dass sie 20 Jahre jünger waren, waren danach fitter und kognitiv leistungsfähiger.iv Also erinnern Sie sich daran, als Sie 21 Jahre alt waren und genießen Sie das schnellere Hirn und den festeren Schritt.

Sie verstehen das Prinzip? Je mehr das Gehirn durch Denken außerhalb seines typischen Rahmens gelockt wird, desto kreativer und umso besser wird es.

So kommen Teilnehmer, die darauf vorbereitet sind, in einem Umfeld des Mangels zu denken, auf originellere Ideen als diejenigen, die sich in einer Kontroll- oder Überflusssituation befinden. Es gilt das alte Sprichwort: Not macht erfinderisch – oder necessity is the mother of invention.

Wenn Sie sich also auf die Notwendigkeit vorbereiten, kreativ zu sein, um eine schwierige Aufgabe zu bewältigen, werden Sie kreativer sein. Das Gleiche gilt, wenn Sie Ihre inneren Grenzen überschreiten, indem Sie Ihre Neuronen in eine andere Rolle „schlüpfen lassen“.

Möglich oder unmöglich?

Was können Sie nun ganz konkret tun? Zum einen, sich und Ihre Mitarbeitenden an den amerikanischen Kinderbuchautor Dr. Seuss erinnern, der eine Wette annahm, dass er niemals ein erfolgreiches Kinderbuch mit nur 50 Wörtern schreiben könne. Dann zählen Sie die Wörter im großartigen Buch „Green Eggs and Ham“ und staunen!

Zweitens, führen Sie zusätzliche Hürden bei der geplanten Aufgabe ein und suchen Sie sich ein paar kreative Avatare aus.

Was können Sie sonst noch tun? Mal wieder das Buch „Thinkertoys“ in die Hand nehmen, um ein paar Tipps zu allgemeinen Methoden für Kreativität bekommen oder den Film „Die Ferien des Monsieur Hulot“ (1953) sehen – da können Sie sich von einem freien und furchtlosen Denker inspirieren lassen.

Klicken Sie hier, um keinen der zweiwöchentlichen Blogs zur Einflussnahme zu verpassen. Zusätzlich bekommen Sie zu jedem Blog kostenlos alle zwei Wochen ein anderes Kapitel des Buches „24 Karat Erfolg“ zum Download. Die 24 Kapitel behandeln unterschiedliche Aspekte davon, wie man sich und andere beeinflusst.

Werfen Sie hier einen ersten Blick ins Buch als PDF oder ePub Version (nur für eReader).

 

i Haught-Tromp, C. (2017). The Green Eggs and Ham hypothesis: How constraints facilitate creativity. Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts, 11(1), 10.
ii Dumas, D., & Dunbar, K. N. (2016). The creative stereotype effect. PloS one, 11(2), e0142567.
iii www.psychologicalscience.org/news/were-only-human/do-you-really-need-those-eyeglasses.html
iv Langer, E. J. (2009). Counterclockwise: Mindful health and the power of possibility. Ballantine Books.